Kommentar
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978-3-8145-8700-4
Prütting/Bork/Jacoby (Hrsg.), KPB – Kommentar zur Insolvenzordnung
2022
Artikel 1
Anwendungsbereich
(1) 1Diese Verordnung gilt für öffentliche Gesamtverfahren einschließlich vorläufiger Verfahren, die auf der Grundlage gesetzlicher Regelungen zur Insolvenz stattfinden und in denen zu Zwecken der Rettung, Schuldenanpassung, Reorganisation oder Liquidation
- a) dem Schuldner die Verfügungsgewalt über sein Vermögen ganz oder teilweise entzogen und ein Verwalter bestellt wird,
- b) das Vermögen und die Geschäfte des Schuldners der Kontrolle oder Aufsicht durch ein Gericht unterstellt werden oder
- c) die vorübergehende Aussetzung von Einzelvollstreckungsverfahren von einem Gericht oder kraft Gesetzes gewährt wird, um Verhandlungen zwischen dem Schuldner und seinen Gläubigern zu ermöglichen, sofern das Verfahren, in dem die Aussetzung gewährt wird, geeignete Maßnahmen zum Schutz der Gesamtheit der Gläubiger vorsieht und in dem Fall, dass keine Einigung erzielt wird, einem der in den Buchstaben a oder b genannten Verfahren vorgeschaltet ist.
2Kann ein in diesem Absatz genanntes Verfahren in Situationen eingeleitet werden, in denen lediglich die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz besteht, ist der Zweck des Verfahrens die Vermeidung der Insolvenz des Schuldners oder der Einstellung seiner Geschäftstätigkeit.
Die Verfahren, auf die in diesem Absatz Bezug genommen wird, sind in Anhang A aufgeführt.
(2) Diese Verordnung gilt nicht für Verfahren nach Absatz 1 in Bezug auf
- a) Versicherungsunternehmen,
- b) Kreditinstitute,
- c) Wertpapierfirmen und andere Firmen, Einrichtungen und Unternehmen, soweit sie unter die Richtlinie 2001/24/EG fallen, oder
- d) Organismen für gemeinsame Anlagen.
Literatur: Arts, Zum Anwendungsbereich der EulnsVO – Das Ende der Lehre vom qualifizierten Gemeinschaftsbezug, IPRax 2014, 390; Bayer/J. Schmidt, BB-Gesetzgebungs- und Rechtsprechungsreport – Europäisches Unternehmensrecht 2014/15, BB 2015, 1731; Brinkmann, Grenzüberschreitende Sanierung und europäisches Insolvenzrecht, KTS 2014, 381; Commandeur/Römer, Neufassung der Europäischen Insolvenzordnung, NZG 2015, 988; Dammann, Die Zukunft des Pre-pack nach dem Smallsteps-Urteil des Europäischen Gerichtshofs, in: Festschrift Graf-Schlicker, 2018, S. 245; Eidenmüller, A New Framework for Business Restructuring in Europe: The EU Commission’s Proposals for a Reform of the European Insolvency Regulation and Beyond, 20 Maastricht Journal 1, 142 (2013); ders., Europäische Verordnung über Insolvenzverfahren und zukünftiges deutsches Insolvenzrecht, IPRax 2001, 2; Fehrenbach, Die reformierte Europäische Insolvenzverordnung (Teil I), GPR 2016, 282; Fritz, Die Neufassung der Europäischen Insolvenzverordnung: Erleichterung bei der RestrukturieRestrukturierungrung in grenzüberschreitenden Fällen?, Teil 1, DB 2015, 1882; Kaubisch/Riewe/Hilpert, Is there a Dutch way? – Möglichkeiten und Grenzen der Vertragsbeendigung für deutsche Unternehmen durch Anwendung des niederländischen WHOA, SanB 2021, 13; Hess/Oberhammer/Pfeiffer, European Insolvency Law – Heidelberg-Luxembourg-Vienna Report, 2014; Kindler, Insolvenzanfechtungsklage gegen einen in einem Drittstaat ansässigen Beklagten am Gerichtsstand des Hauptinsolvenzverfahrens, RIW 2014, 137; Kindler/Sakka, Die Neufassung der Europäischen Insolvenzverordnung, EuZW 2015, 460; Leandro, A First Critical Appraisal of the New European Insolvency Regulation, Il Diritto dell’Unione Europea 2016, 215; Madaus, Leaving the Shadows of US Bankruptcy Law: A Proposal to Divide the Realms of Insolvency and Restructuring Law, EBOR 2018, 19(3), 615; ders., Restrukturierungsverfahren mit Insolvenzprinzipien und Insolvenzverfahren mit Restrukturierungsziel? Eine Betrachtung der Grundannahmen des Insolvenz- und Restrukturierungsrechts, in: Festschrift Wimmer, 2017, S. 446; Mansel/Thorn/Wagner, Europäisches Kollisionsrecht 2015: Neubesinnung, IPRax 2016, 1; Mock, Das (geplante) neue europäische Insolvenzrecht nach dem Vorschlag der Kommission zur Reform der EuInsVO, GPR 2013, 156; Nisi, The recast of the Insolvency Regulation: a third country perspective, 2017 Journal of Private International Law, 13:2, 324; Parzinger, Die neue EuInsVO auf einen Blick, NZI 2016, 63; Piekenbrock, Das Europäische Insolvenzrecht im Umbruch, KSzW 2015, 191; ders., Der Anwendungsbereich der EulnsVO de lege ferenda, ZIP 2014, 250; Prager/Keller, Der Entwicklungsstand des Europäischen Insolvenzrechts, WM 2015, 805; Schlöder/ Parzinger/Knebel, Der Restrukturierungsplan nach dem StaRUG im Lichte grenzüberschreitender Restrukturierungen – praxistaugliches Anerkennungsregime oder ein Fall für die obersten Gerichte?, ZIP 2021, 1041; J. Schmidt, Präventiver Restrukturierungsrahmen: Internationale Zuständigkeit, Anerkennung und anwendbares Recht, ZInsO 2021, 654; Skauradszun/Nijnens, Brussels Ia or EIR Recast? The Allocation of Preventive Restructuring Frameworks, ICR 2019, 193; Thole, Die neue Europäische Insolvenzverordnung, IPRax 2017, 213; ders., Bankenabwicklung nach dem SAG, ZBB 2016, 57; ders., Die Reform der Europäischen Insolvenzverordnung, ZEuP 2014, 39; Vallender, Europaparlament gibt den Weg frei für eine neue Europäische Insolvenzverordnung, ZIP 2015, 1513; Virgós/Schmit, Erläuternder Bericht zu dem EU-Übereinkommen über Insolvenzverfahren, in: Stoll, Vorschläge und Gutachten zur Umsetzung des EU-Übereinkommens über Insolvenzverfahren im deutschen Recht, 1997, S. 32; Wenner, Die Reform der EulnsVO – Ein Verriss, ZIP 2017, 1137; van Zanten, Auswirkungen des Estro-Urteils des EuGH auf die niederländische Pre-pack-Praxis, NZI 2018, 144.
Übersicht
I. Sachlicher Anwendungsbereich 1. Abschließende Aufzählung der Verfahren in Anhang A 2. Die inhaltliche Beschreibung der Verfahren (Abs. 1 Satz 1 und 2) a) (Vorläufige) Gesamtverfahren b) Öffentlichkeit c) Insolvenzbezug d) Verfahrensergebnisse e) Besondere Verfahrenswirkungen f) Kritik 3. Das Verhältnis zur Brüssel-Ia-VO (EuGVVO) 4. Notwendigkeit der Rückkehr zu klaren Begriffsdefinitionen a) Insolvenzverfahren b) Restrukturierungsverfahren II. Persönlicher Anwendungsbereich 1. Grundsatz 2. Ausnahmen nach Absatz 2 a) Versicherungsunternehmen b) Kreditinstitute c) Wertpapierfirmen d) Organismen für gemeinsame Anlagen III. Räumlicher Anwendungsbereich 1. Verordnungsstaaten vs. Drittstaaten 2. Grenzüberschreitender Bezug IV. Zeitlicher AnwendungsbereichDer Inhalt dieses Beitrags ist nicht frei verfügbar.
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