Luftverkehrs-Dienstleister CAMSO aus München erzielt Sanierungslösung – alle 865 Arbeitsplätze an deutschen Flughäfen erhalten
Drei Erwerber übernehmen jeweils einen Leistungsbereich
Im Luftverkehr greifen sehr viele Rädchen ineinander, um Fluggästen ein positives Reiseerlebnis und Flugzeugbesatzungen eine sehr gute Versorgung an ihrem Arbeitsplatz zu bieten. Die Betreuung bei der Gepäckaufgabe am Flughafen, die Verpflegung an Bord in der Kabine und im Cockpit und die Flugzeugreinigung sind ebenso wichtige Servicebestandteile wie die Logistik von Speiseangeboten, Getränken oder Parfüms für den Bordverkauf. Als in München ansässiger Luftfahrt-Dienstleister musste die CAMSO GmbH aufgrund eines drohenden Ausfalls einer Kundenforderung im März 2024 einen Insolvenzantrag stellen. Das Amtsgericht München ordnete antragsgemäß die Eigenverwaltung an und bestellte den Münchner Rechtsanwalt Dr. Philip Heinke aus der Kanzlei JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter als Sachwalter.
Nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens übernahm der erfahrene Luftfahrtmanager Claus Soltendieck die Geschäftsführung und zugleich das Amt des Chief Restructuring Officer. Mit 30 Jahren Berufserfahrung im Bereich Dienstleistungen an deutschen Verkehrsflughäfen brachte er in dieser für CAMSO schwierigen Phase operationelle Stabilität in das Unternehmen, das unter anderem für die größten deutschen Passagier- und Frachtfluggesellschaften sowie bekannte europäische Low-Cost-Carrier arbeitete. CAMSO ist ein Unternehmen mit starker Kundschaft, guten Mitarbeitern und Niederlassungen an neun deutschen Verkehrsflughäfen, darunter die Airports Frankfurt, München, Berlin und Köln/Bonn.
„Es ist uns in der Insolvenz gelungen, alle Kunden weiter zu versorgen. Und die Airlines sind sogar noch einen Schritt weiter gegangen: Alle Vertragspartner haben zugestimmt, dass die bestehenden Aufträge für die Erwerber erhalten bleiben“, erklärt Geschäftsführer Claus Soltendieck. Im Rahmen eines Investorenprozesses wurden drei namhafte Erwerber gefunden, die jeweils einen Leistungsbereich der CAMSO übernehmen:
• Terminal Services: M+M Service GmbH / Ray Gruppe
• Pick & Pack Catering Services: AAS Technics GmbH
• Cabin Cleaning Services: Wieprecht Services GmbH & Co. KG
Die hohe Kundenzufriedenheit war somit ausschlaggebend, dass die drei Kernbereiche im Rahmen einer übertragenden Sanierung fortgeführt werden und alle 865 Arbeitsplätze erhalten werden konnten. „Unsere Mitarbeitenden haben den Beweis erbracht, dass die Faszination Luftfahrt auch in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten lebt. Herausragendes Engagement, ein toller Team-Spirit und gute operative Führung in den Niederlassungen haben Kunden und Erwerber gleichermaßen überzeugt“, weiß Claus Soltendieck.
Für eine möglichst hohe Gläubigerbefriedigung im Insolvenzverfahren war das die Grundlage: „Wir erwarten eine herausragende Quote für die Gläubiger. Damit gehört CAMSO zu den wenigen Insolvenzverfahren mit derart hoher Quote, denn die durchschnittliche Insolvenzquote liegt in Deutschland im einstelligen Prozentbereich“, erläutert Rechtsanwalt Maximilian Breitling von der Münchner Wirtschaftskanzlei Gleichenstein & Breitling. Gemeinsam mit seiner Kanzleipartnerin Rechtsanwältin Dr. Kathrin Sailer berät er die Eigenverwaltung.
„Ich freue mich sehr über dieses außergewöhnlich gute Ergebnis für die Gläubiger und Mitarbeiter. Die Zusammenarbeit zwischen Eigenverwaltung und Sachwaltung hat sehr gut funktioniert“, ergänzt Sachwalter Rechtsanwalt Dr. Philip Heinke.
Die drei Kaufverträge sind bereits wirksam geworden und die Arbeitsverträge sind im Rahmen eines Betriebsübergangs auf den jeweiligen Erwerber übergegangen. Die Gläubigerversammlung hat beschlossen, die bestehende Eigenverwaltung der CAMSO GmbH beizubehalten. Die Geschäftsführung und die Kanzlei Gleichenstein & Breitling als ihre Berater werden nun einen von der Gläubigerversammlung beauftragten Insolvenzplan erstellen, damit die Ausschüttung der hohen Insolvenzquote auf die angemeldeten Forderungen der Gläubiger zügig erfolgen kann. Die Aufhebung des Insolvenzverfahrens soll noch im Jahr 2024 stattfinden. Aufgrund des bereits erfolgten Verkaufs aller Geschäftsbereiche tritt die CAMSO GmbH nicht mehr am Markt auf, sondern wird liquidiert.
Sobald das Amtsgericht München das Verfahren aufhebt, wird die Insolvenz für die Gläubiger, Mitarbeitenden und Kunden die Brücke von einer wirtschaftlichen Instabilität zum Neustart gewesen sein. Das deutsche Sanierungsrecht hat dafür das passende Werkzeug zur Verfügung gestellt.
München, 23. September 2024